Deutschland ist im Umbruch. Alles ist unsicher, oder wie die Amerikaner sagen the big easy is over. Alles was während der letzten 20 Jahre in der Wirtschaft funktioniert hat steht auf dem Prüfstand.
Oder auch wie man im Sport sagte: Der war eine Bank, auf den konnten wir setzen. Und im wahrsten Sinne des Wortes ist/sind die Bank(en) keine sicher(en) Bank(en) mehr.
Die Wirtschaftskrise und ihre Folgen für die Fitnessbranche. Was bedeutet das für die Fitnessbranche mit ihren ca. 5.500 Fitnessclubs und ca. 500 Ms. Sports, Calory Coach & Co. Anbietern.
Stagnation, Rezession oder gar Stagnation? Weit gefehlt. Auch dieses Jahr wird die Mitgliederanzahl in bundesdeutschen Clubs wachsen. Wetten wir!
Allerdings stehen in 2009 auch einige kernige Hausaufgaben für die Clubbetreiber auf dem Programm. Denn kaufmännisches know how fehlt immer noch zahlreichen Betreibern. Hier sind manche Fitness-Ketten nicht ausgenommen. Salopp formuliert könnte das heißen: Malen nach Zahlen, oder wer seine Zahlen nicht kennt, der wird auch nicht wirklich erfolgreich sein/werden.
Wichtig in diesem Jahr ist für die Clubbetreiber mit Sicherheit das Thema Liquiditätssteuerung, da die Banken sehr zurückhaltend bei der Fremdkapitalvergabe sind. Ist ja auch logisch, denn, welcher Bankberater weiß schon wirklich etwas über die Fitnessbranche bzw. wie es in diesem Land grundsätzlich weitergeht. Abwarten heißt wohl die Devise bei vielen. Aber genau das ist verkehrt. Seien sie aktiv & kreativ, suchen sie nach stillen Reserven in ihrem Unternehmen (säumige Zahler), gehen sie den Kündigungen ihrer Mitglieder auf den Grund und vor allem kommunizieren sie mit ihren Mitarbeitern und Kunden mehr denn je.
Denken sie nicht nach sondern versuchen sie voraus zu denken. Geben sie ihren Kunden mehr Gründe zu ihnen zu kommen, als das reine Fitnesstraining. Gerade in schweren Zeiten brauchen die Menschen Glücksgefühle. Überraschen sie ihre Mitglieder, bringen sie sie zum lachen. Begeistern sie ihre Kunden!
Führen sie die Anti-Depressions-Wochen ein und verkaufen sie nicht unter Preis.
Apropos verkaufen. Zusatzumsätze sind anscheinend in diesem Jahr schwer zu erzielen. Seltsam. Denn die Schokolade an der Tankstelle für ¬ 3,- wird nach wie vor massiv gekauft, nur der Eiweiß-Shake für ¬ 1,80 nicht im Fitnessclub.
Verkaufen lassen sich in 2009 besonders gut die Produkte & Dienstleistungen, die entweder gut & günstig sind oder teuer & begehrt.
Wer es in diesem Jahr bestimmt schwerer hat als alle anderen siehe Automobilmarkt sind die Anbieter die beim Kunden kein klares Profil erkennen lassen. Die Absatzzahlen der Kleinwagenanbieter, natürlich auch dank der Verschrottungsprämie von ¬ 2.500,-, boomen, ebenso können sich einige wirkliche Luxusmarken weiter glücklich schätzen.
Der Deutsche wird beim Thema Geld ausgeben in diesem Jahr mit Sicherheit vorsichtiger und überprüft die Werthaltigkeit und den Nutzen des zu kaufenden Produktes oder der Dienstleistung. Und sparen lässt sich leichter bei den großen Ausgabe, wie Urlaub, Auto und Co. Zuhause will der Kunde sich allerdings etwas gönnen.
Das ist dieses Jahr die Chance der Fitness-Clubs. Ihr Fitnessclub ist ja vielleicht ein Robinson, Aldiana oder Club Med. Möglich das sie als Fitnessanbieter gar keine Fitness verkaufen sondern Emotionen und Glücksgefühle.
Mit Verlaub, wenn sie ein echt geiler Club sind und den Nerv ihrer Kunden treffen wie Apple das mit dem Ipod und dem Iphone hinbekommen hat, dann werden sie keine wirtschaftlichen Probleme bekommen.
Aktuelle Entwicklungen im Gesundheitsbereich
Das Wort Prävention in aller Munde, aber was das genau heißt und wie Prävention funktioniert ist nicht wirklich vielen klar, teilweise auch nicht den Krankenkassen. Grundsätzlich lässt sich einstimmig festhalten, dass unser Gesundheitssystem im absoluten Umbruch ist, da immer mehr Leistungsempfängern immer weniger Leistungserbringern gegenüber stehen.
D.h. jeder Deutsche muss aktiver etwas für seine Gesunderhaltung tun, denn es werden in der Zukunft immer weniger Leistungen von den Krankenkassen bezahlt. Jetzt werden einige von ihnen sagen, dass das nicht stimmt da die Krankenkassenbeiträge aktuell steigen und noch kaum Leistungseinschränkungen zu verzeichnen sind. Dieses ist jedoch ein kurzer Zwischenschritt zu einem sich total neu formierenden Gesundheitssystem, bei dem der einzelne Bürger stärker in die eigene Verantwortung gezogen wird.
Jährlich investiert jeder Deutsche bereits ca. ¬ 900,- aus eigener Tasche in sein Wohlbefinden. Tendenz steigend. Und 70% der Deutschen sind bereit mehr für ihre Gesundheit auszugeben.
Förderlich für den Fitnessmarkt sind definitiv Maßnahmen des Arbeitgebers zur Gesundheitsförderung. Diese sind bis zu einer Höhe von 500 Euro pro Beschäftigtem und Jahr steuerbefreit. Dies regelt das Jahressteuergesetz, das der Bundestag Ende 2008 beschlossen hat. Darin ist festgelegt, dass Maßnahmen des Arbeitgebers zur Gesundheitsförderung und Prävention dann steuerfrei gestellt sind, wenn sie zum Beispiel als Seminare oder Gesundheitstage die Themen gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung, Stress und Stressauswirkungen, psychosoziale Belastung, Ernährung, Bewegung, Übergewicht und Suchtmittelkonsum als Schwerpunkt haben.
Gefahren und Chancen im Fitnessmarkt 2009
In jeder Wirtschaftskrise gibt es neben den Verlierern auch Gewinner.
Im Lebensmittel-Einzelhandel sind das bestimmt ALDI, Liedl und Co. Und auch Lifestyle-Food Anbieter wie McDonalds und KFC bauen ihre Marktanteile aus.
Und im Hotelmarkt wurde mit MOTEL ONE sogar ein Design-Budget Anbieter zum Hotelier des Jahres gewählt. Und dort übernachten im Übrigen nicht unbedingt die, die kein Geld haben, sondern nach einem echten Hotelerlebnis suchen und das ab ¬ 49,- pro Nacht. Aber nicht nur das Discount-Segment gewinnt, auch wenn die Zuwachsraten bei McFit, Easy Sports & Co. Mehr als ansehnlich sind.
Gewinnen werden vor allem auch die, die innovativ sind, die Dinge neu erfinden, emotional und begehrenswert sind und geil.
Werden sie zum Future Fitness Anbieter, der weiß was die Kunden von morgen begeistert und nicht nur Classic Fitness anbietet. Und das ist nicht wirklich nur das Equipment. Werden sie persönlicher, werden sie individueller, werden sie stärker zu einer Marke, die von ihren Kunden stark emotional wahrgenommen wird.
Und setzen sie auf die Zukunft. Die Zukunft im Fitnessmarkt hat graue Haare und eine hohe Kaukraft und wechselt seine Gewohnheiten nicht so häufig. Diese Silver Ager suchen nach Wohlfühl- und Vertrauensanbietern, bei denen sie länger vital bleiben und ihre Jugendlichkeit erhalten wollen.
Fazit: Ohne Profil kein Profit. Wer nicht eindeutig von den verschiedenen Lifestyle-Gruppierungen zu erkennen ist, der wird im Fitnessmarkt mit Sicherheit ums überleben kämpfen. Und der Preis ist dabei nie das Argument, sondern der nicht vorhandene Gegenwert.
Wie entwickeln sich europäische Nachbarmärkte
In Sachen Discount-Fitness ist der deutsche Markt Vorreiter gewesen für aktuelle Entwicklungen in Österreich, Schweiz, England und Holland. Auch hier sind die Discounter auf dem Vormarsch und wirbeln die Märkte durcheinander.
Speziell in England wird sich der Markt in diesem und im nächsten Jahr stark konsolidieren und einige große Anbieter werden übernommen, bzw. verschwinden vom Markt. Das Business Modell der Vergangenheit:
Promise much sell high deliver low funktioniert so vor allem in England nicht mehr.
Einer der Fitnessketten, die den Markt in England und Deutschland maßgeblich beeinflusst hat, Fitness First (Affordable Fitness Günstige Fitness) muss sich neu positionieren, da das mittlere Preissegment am stärksten an die boomenden Discount-Anbieter verliert. Clubverkäufe von Fitness First in England und Deutschland an Discount-Ketten waren hier eine erste Maßnahme zur Schadensbegrenzung.
Aber auch in Holland, ein sehr Gesundheit affiner Markt entwickelt sich das Thema Discount langsam. Bezeichnenderweise heißt eine dort expandierende Discount-Kette Your Health und verspricht für ¬ 15,95 mtl. aktive Gesundheit.
Neue Märkte
Schon seit Jahren steigt der Altersdurchschnitt bei den Mitgliedern im Fitnessmarkt (ausgenommen sind hier die Discounter). Allerdings nicht so stark wie im Bundesdurchschnitt. Mittlerweile sind über 50% der Deutschen in der Altersklasse 40+ einzuordnen. Genau diesen Markt gilt es als aktive Mitglieder in die Clubs zu bringen. Denn ab 40, hat die Gesundheit einen anderen Stellenwert als mit 20. Speziell die über 5o Jährigen sind die Traumkunden von morgen, da sie dem Thema aktive Gesundheit einen enorm hohen Stellenwert einräumen und auf der Suche nach einem ganzheitlichen Gesundheitsangebot mit Bewegung, Ernährung und Stressmanagement sind.
Neue Märkte verlangen neues know how. Und das braucht die Fitnessbranche. Die Clubs müssen zu Experten rund um das Thema Gesundheit werden und nicht nur das Fitnesstraining in den Vordergrund stellen.
Auf jeden Fall sollte die Fitnessbranche begehrlicher werden für ihre Kunden:
Emotional & hochpreisig Verkaufen
Erlebnis & Resultate abliefern
Übrigens: Qualität ist im Fitnessclub nicht das Laufband vom Marken-Hersteller, sondern bedeutet die Erwartungen des Kunden immer zu erfüllen oder gar zu übertreffen. Wer dem Kunden ein echtes Erlebnis bietet wird auch in der Zukunft ein gesundes Business machen
Trends & Ausblick
Ein Trend heißt Konkurrenz belebt das Geschäft. Bei hoffentlich zunehmend professioneller agierenden neuen Clubs werden etliche Anbieter wachgerüttelt und aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Die Wirtschaftskrise trifft hauptsächlich die Unternehmen, die die Entwicklung der Märkte verschlafen haben. Rosenthal, Merklin & Co. begeistern eben ihre Kunden nicht mehr.
Aber Apple tut dies und ist zum Erfolg verdammt. Innovation heißt das Zauberwort. Ohne Innovationen keine neuen Kunden und die bestehenden Kunden hätten dann natürlich auch gerne ein Upgrade für ihr bestehendes Modell.
Gleiches gilt für den Fitnessmarkt.
Und: Setzen sie doch selber die Trends und sind innovativ. Innovation kommt übrigens daher, dass man aktiv Fehler macht. Bei der Hotelkette Ritz Carlton werden die Mitarbeiter sogar ermutigt Fehler zu machen. Das heißt dann:
Das fördern einer konstruktiven Fehlerpolitik. Denn wer nichts tut, der kommt auch nicht von der Stelle.
Die deutsche Fitnessbranche hat ein unglaubliches Potenzial, sich als ernst zu nehmender Player im deutschen Gesundheitsmarkt zu positionieren.
Yes we can&.und&just do it.